HotMen CoolBoyz

Von  //  13. Juni 2011  //  Tagged: , , ,  //  3 Kommentare

Bild: puzzypower.dk

Kaum haben wir unsere „Golden Age“ Reihe angefangen, schon geht`s für einen Ausflug raus aus dem Komfortbereich meiner liebgewonnenen 70er Jahre Pornos mit ihren Anti-Schönheitsstandards, ihren Umschweifen, dem Verharren auf ihnen am Herzen liegenden ernsthaften Handlungsfäden, der abgeschabten Optik „schlechter“ Kopien, die mich so angenehm und erregend an vergilbte Taxizentralen erinnert.

Der Film, für dessen Besprechung ich mich gemeldet habe, ist ein Schwulenporno. Gemäß dem Puzzy-Power-Manifest soll auch er so sein, dass er Frauen gefallen kann. Aber wer kennt die Frauen! Das Manifest macht sich zu ihrem Anwalt, aber es ist unausgegoren. Vieles bleibt vage, dann wird es in dem unwichtigen Detail explizit, dass keiner Frau ins Gesicht ejakuliert werden darf. Ehrlich: Ich hätte andere Verbote erlassen. Aber ich finde ja auch schon die biblischen 10 Gebote schlecht durchdacht. Na, ran an den Speck:

Anfang: Ironische Einleitung einer Fernsehansagerin. Dann: bunte Laubkulisse, vielschichtig wie 3-D-Postkarten einer Weinstube am Rhein. Narziss spiegelt sich in einer Pfütze und wird von einem Faun besucht. Vielleicht angelehnt an die ironisch-kitschige Pierre et Gilles Ästhetik der 80er Jahre, aber längst nicht so lustig übergeschnappt, sondern erstaunlich langweilig.

Nächste längere Szene: Vor einer 3-D-Wasserfall-Kaufhausdekoration mit künstlichen Pflanzen und orientalischen Sitzkissen tun ein Jüngling und ein Mann das Übliche; es sieht zum Schreien sinnlos aus. Ja, man merkt, die zwei könnten sich jetzt auch was Besseres vorstellen als vor der Kamera miteinander zu vögeln, aber da müssen sie durch und gucken, dass sie irgendwann zu einem Ende kommen.

Schwere, übergroße Eisenketten durchziehen die zentrale, lange Sadomasoszene. Dazu  Metalmusic, und ein Bodybuildingtrainer haut seinen Untergebenen mit laschem Lederwedel und Tischtennisschläger sanft auf Po und Bauch und befestigt überlegt Wäscheklammern an ihren Hoden und Nippeln. Dann macht der Meister Pippi auf einen Gefesselten. Moment, wie war das mit „kein Samen aufs Gesicht der Frau“? Ist das hier weniger „verächtlich“? Klar, der Angepinkelte will wahrscheinlich freiwillig ausprobieren, ob ihm das nicht doch gefällt. Aber dann gibt es garantiert auch Frauen, die Samen auf dem Gesicht mal ausprobieren wollen.

Undsoweiter.

Eigentlich kann man den Film nur nebenbei gucken, vielleicht in einer Kneipe als Deko irgendwohin gebeamt. Er hat keine Story, besteht nur aus Layout, es gibt keinerlei wie vom Manifest geforderte Emotion, und die Männer sehen aus wie Right Said Fred – durchtrainiert, gelackt und schmerzhaft öde. Was interessieren mich diese Leute: Ich habe nun fast 10 Filme aus dem „Golden Age“ zumindest überflogen, und nie kam mir diese Frage in den Sinn, die mich hier andauernd anfällt.

DK 2000, Regie: Knud Vesterskov

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Über den Autor

Silvia Szymanski, geb. 1958 in Merkstein, war Sängerin/Songwriterin der Band "The Me-Janes" und veröffentlichte 1997 ihren Debutroman "Chemische Reinigung". Weitere Romane, Storys und Artikel folgten.

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3 Kommentare zu "HotMen CoolBoyz"

  1. Frau Suk 17. Juni 2011 um 00:00 Uhr · Antworten

    Ja, Silvia, du hast recht. Ich will auch wieder zurück in unsere Golden Seventies…

  2. Eckhard Heck 14. Juni 2011 um 23:44 Uhr · Antworten

    Nein, reines Blendwerk natürlich. Aber: Wenn ich nicht irre, dann ist das Knud Vesterskov himself und in der Folgeszene packt er dann schwereres Kaliber aus, mit dem er auch zum Schuss kommt.

  3. Whoknows 14. Juni 2011 um 23:08 Uhr · Antworten

    Ich gebe es ungern zu: Aber das Bild mit der abgeleckten Pistole macht mich richtig scharf. Ejakuliert die auch? :)

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